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Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland

Zahlreiche Regierungen haben sich während des kalten Krieges Atombunker errichten lassen. Auch in der Bundesrepublik Deutschland wurde ein "Ausweichsitz der Verfassungsorgane" (Voller Name: Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung von deren Funktionstüchtigkeit - AdVB)) in der Nähe von Bonn, bei Bad Neuenahr-Ahrweiler geschaffen. Er sollte im Krisen- und Verteidigungsfall die gemeinsame Unterbringung von ranghohen Vertretern der Verfassungsorgane gewährleisten, da man der Meinung war, dass nur so die Handlungsfähigkeit der Regierung erhalten blieb. Insgesamt sollten 3000 Menschen hier dreißig Tage lang überleben können.

Die Geschichte dieses Bauwerkes geht bis in Jahr 1913 zurück, als man eine neue Eisenbahnverbindung zur französischen Grenze schaffen wollte, um im Kriegsfalle schneller Material an die Westfront liefern zu können. Der Tunnelstollen wurde niemals fertiggestellt, während des zweiten Weltkrieges diente er als unterirdische Rüstungsfabrik zur Produktion von V1 und V2 Raketen, bei deren Herstellung auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge eingesetzt wurden.
Nach der Wiederaufrüstung und durch den Beitritt zur NATO im Jahre 1955 sah es die Bundesrepublik als Notwendigkeit an, ein Schutzbauwerk für ihre Verfassungsorgane zu konstruieren.
Man entschied sich für diesen Tunnelstollen, da er von bis zu 112 Meter hohem Schiefergebirge überdeckt ist und dementsprechend als sicher eingeschätzt wurde.
Zwischen 1960 und 1972 wurde dieser Komplex für 3 Milliarden Mark errichtet, der den Decknamen "Dienststelle Marienthal" bekam.

Technischer Aufbau
Der eigentliche Hauptteil der Schutzanlage bestand aus dem ca. 3 Kilometer langen Eisenbahnstollen, von diesem ausgehend wurden weitere Nebenstollen, sowie Lüftungs- und Fluchtgänge errichtet. Das unterirdische Gangsystem wuchs auf eine Länge von 19 Kilometer an, die Nutzfläche der Anlage betrug 83000 Quadratmeter.
Die Längenausdehnung der Tunnelröhre machte sie zu einem Flächenziel, dass nur schwer zu treffen war. Die Anlage war in fünf unabhängig voneinander funktionierende Abschnitte eingeteilt, somit sollte sichergestellt werden, dass beim eventuellen Ausfall eines Anlagenteils die Gesamtanlage nicht gefährdet wurde.
Der Hauptstollen wurde mit zusätzlichen Zwischendecken versehen, in den unteren Stockwerken befanden sich die Büro- und Konferenzräume, im Obergeschoss waren Schlafräume und die sanitären Anlagen untergebracht. Zusätzlich gab es noch zahlreiche Vorratsräume, Werkstätten, ein Fernsehstudio, Sanitätsstationen, einen Friseursalon und ein strategisches Lagezentrum. Die Einrichtung war sehr Spartanisch gehalten, man schlief auf Feldbetten, die Einrichtung glich einer Kaserne. Jedes einzelne Bauteil verfügte über eine eigene Großküche und einen Speisesaal, die die Versorgung der 3000 Insassen sicherstellten sollte. Für den Transport in den kilometerlangen Tunnelröhren standen kleine, eigens für den Bunker konstruierte Elektroautos und Fahrräder zur Verfügung.

Zu dem Bunker gehörten noch zahlreiche Außenbauwerke wie z.B. Schutzbauten über den Luftschächten und Notausgängen, das Eingangsbauwerk sowie einige Antennenfelder. Auch ein Hubschrauberlandeplatz war vorhanden. Die Außenanlagen waren mit Stacheldrahtzäunen und Überwachungskameras umgeben, um Eindringlinge fernzuhalten.

Nach dem die nukleare Bedrohung durch das Ende des Kalten Krieges wegfiel, wurde das Bauwerk an sich nutzlos. Durch den anschließende Umzug der Bundesregierung nach Berlin wurde auch der Standort der Anlage infrage gestellt. Aus diesen Gründen entschied sich das Bundeskabinett am 9. Dezember 1997, den Ausweichsitz aufzugeben. Bis dahin wurden sämtliche Information über den Regierungsbunker geheim gehalten.
Planungen für eine private Weiternutzung der Anlage als Erlebnishotel oder als unterirdisches Lager scheiterten an den hohen Brandschutzbestimmungen.
Für Kosten in Höhe von ca. 30 Millionen Euro wurde dieses Bauwerk "zurück gebaut", ein kleiner Abschnitt von ca. 200 m blieb als Museum erhalten.


Die Homepage des Heimatvereines Alt-Ahrweiler, der das Museum betreut.

Die Hauptzufahrt bei Marienthal

Der Haupteingang zum Bauwerk Ost, der Beobachtungsturm diente dem Bundesgrenzschutz als Wache Man beachte die verspiegelten Fensterscheiben

Der Eingang zum Bauwerk West Beobachtungsscharte am Eingangsbauwerk West

Außentanklager West Außentanklager Ost

Der heutige Museumsbereich im Bauwerk Ost / Ost

Der Eingang zum Bauwerk Ost / Ost Im Innern des umgestalteten Eingangsbauwerk

Beobachtungsscharte am Eingang Orientierungshinweis im Hauptstollen

Drucktür am Zugang zum Sicherungsraum am Eingang eine weitere Drucktüre

Die Schleußenkontrolle Die Innenseite des Beobachtungsfensters

eine weitere Drucktüre, sie führt zum Kontrollraum für die große Drucktür im Hauptstollen und noch eine weitere Drucktüre

eine manuell zu bedienende Drucktüre Die Drucktür im Hauptstollen

Gefahrenhinweis Die Drucktür vom Hauptstollen aus gesehen

Blick auf die Drucktür vom Tür-Kontrollraum aus Die manuelle Türbedienung

Dekontaminationsduschen Hauptstollen im Eingangsbereich

Kabelsalat an der Decke Der Hauptstollen in der Nähe des Eingangsbereiches

Werkzeugsammlung aus den Bunkerbeständen Der rekonstruierte Kontrollraum

Schalttafeln Schalttafeln

Schalttafeln für die Schleusenbereiche Sprechanlage für den gesammten Regierungsbunker

Verschiedene Uhrzeitenanzeigen Eine weitere Drucktür im Hauptstollen

Tragbarer Generator und elektrische Schalttafeln Kran-Wägelchen mit einem Batteriesatz

Ausstattung der bunkereigenen Feuerwehr Blick in einen nun verschlossenen Notausgangsstollen

Kleine Ausstellung mitten im Bunker Der Hauptstollen im eigentlichen, "sicheren" Bunkerbereich

Die "Notfallausstattung" Der Transport von Lasten im Bunker erfolgte mit diesen Elektrokarren

Ein Bunkerklo Arbeitsbereich

etwas spartanische eingerichteter Schreibtisch Ein Stuhl aus dem Friseursalon

Die Einrichtung des ehemaligen Kanzler-Zimmers im Bunker Einrichtung unverkennbar aus den 60er Jahren

Blick in einen der vielen Sanitätsstollen des Bunkers Die Krankenstation

Ein erhaltener Zahnarztstuhl Küche des Sanitätsbereiches

Die Verbindungstreppe zum oberen Bunkerstockwerk Blick in den Stollen des oberen Stockwerkes, die Rundung der Tunnelröhre ist eindeutig erkennbar

Das obere Stockwerk diente v.a. als Schlafbereich, hier ein 4er Zimmer Die Einrichtung erinnert stark an Bundeswehrstuben

Ab hier begann der Rückbau der Anlage. Man kann die beiden Stockwerke und die Tunnelröhre gut erkennen Blick auf den entkernten Beton

Die zurückgebaute Tunnelröhre Der restliche Bunker sieht inzwischen so aus, abgesehen von dem erhaltenen Museumsabschnitt